Hintergrund der Ausstellung
Die Ausstellung greift die Frage auf, wie sich unser Blick auf die Stadt verändert, wenn Migration und Erinnerung im Mittelpunkt stehen: Was erfahren wir über Basel, wenn wir uns mit den Erinnerungen von Migrant*innen auseinandersetzen? Und wie erweitert eine transnationale Perspektive urbane und nationale Erinnerungskultur? Diesen Fragen sind Studierende der Universität Basel am soziologischen Seminar nachgegangen und haben in Zusammenarbeit mit Kurator*innen, Künstler*innen und Kulturschaffenden eine Ausstellung erstellt, die Basel als einen transnationalen Erinnerungsraum im Kontext der Migration aus der Türkei in die Schweiz aufgreift.
Der Fokus auf die Türkei hat zwei Gründe: zum einen sind Migrant*innen aus der Türkei eine wichtige Einwander*innengruppe in Basel, die bereits fest in Basel verankert ist und Politik, Wirtschaft, Kultur mitgestaltet. Doch wie andere Einwanderergruppen wird sie in der städtischen und nationalen Erinnerungskultur meist übersehen. Der zweite Grund hat mit der Projektidee selber zu tun: inspiriert wurde die Ausstellung in Basel von einem Projekt in der Türkei, das seit 2013 existiert. Das BAK Programm «Revealing the City through Memory» von der Anadolu Culture Foundation (Anadolu Kültür) – Bak ist türkisch und heisst: Schau – ermöglicht jungen Erwachsenen mit Filmprojekten, Erinnerungen über Migration in urbanen Räumen sichtbar zu machen, die noch keinen Eingang in die städtische und nationale Erinnerungskultur gefunden haben. Eine Auswahl BAK Filme werden ebenfalls in der Ausstellung gezeigt und in einen transnationalen Dialog mit den Arbeiten der Basler Studierenden gestellt.Damit erstellt die Ausstellung eine Verknüpfung von urbanen Erinnerungsräumen jenseits von nationalen Grenzen. Das ist auch genau das Besondere der Ausstellung «Çok Basel!»: sie durchdringt und erweitert nationale Erinnerungsrahmen, in dem sie Migration in den Mittelpunkt stellt.
In der Ausstellung «Çok Basel!» sind Videofilme, audiovisuelle Arbeiten, Soundscapes zu erleben, die einen neuen Blick auf die Entwicklungen der städtischen Räume und Gesellschaft Basels seit den 1980er-Jahren werfen. Es sind ethnographische Miniaturen, die Einblick geben in Veränderungen im Alltag und städtischen Lebensräumen, die nicht Teil sind einer offiziellen städtischen Erinnerungskultur. Eine Auswahl der Filmarbeiten aus dem BAK Programm gibt Einblicke in die jüngste Geschichte der Türkei – zeigen die Zerstörung kurdischer Städte, als auch persönliche Auseinandersetzungen mit dem Erbe von Vertreibungspolitiken sowie mit gegenwärtiger urbaner Migration.